Der gläserne Mensch – Wie kann ich Datenmissbrauch aktiv vorbeugen?

  • 17. September 2013
  • 4 min Lesezeit

Tagtäglich werden wir von unzähligen Berichten geradezu überflutet, wie hinterlistig und flächendeckend wir von allen Seiten Opfer der totalen Überwachung sind, wie sie bereits vor langer Zeit von George Orwell, allerdings deutlich unterhaltender, skizziert wurden.

War das Leben ohne Internet besser?” – Eine Frage, die man in den letzten Jahren im Zusammenhang mit Massenüberwachung vernehmen konnte. Es scheint eine mittlerweile automatische Reaktion auf den einen oder anderen Skandal über den Missbrauch von Benutzerdaten zu sein, die Schuld daran sofort Social-media Konzernen wie Facebook, Google und Co., der geldgierigen Wirtschaft und natürlich den neugierigen (amerikanischen) Überwachungseinrichtungen zu geben.

Social media: der Wunsch nach Selbstoffenbarung

Während früher die direkte Kommunikation gepflegt wurde, hat das Internet sich als primärer Kommunikationskanal im Leben vieler Menschen etabliert. Es ist im Osten wie im Westen ganz normal, ein E-Mail an einen Firmenpartner zu schreiben, ein Foto aus dem Urlaub ins Netz hochzuladen oder sich zu einer brandheißen Sache auf Twitter zu äußern. Es liegt in der Natur des Menschen, zu kommunizieren und sich (in unterschiedlichen Ausprägungen) selbst zu offenbaren. Vergessen wird hierbei leider nur, und in diesem Sinne war es früher vielleicht wirklich „besser“, dass das Internet nichts vergisst.

Community 2.0 by Geek and Poke

Ist es wirklich fair, die Möglichkeit, einen beliebigen Menschen auf der Grundlage von frei verfügbaren Daten aus sozialen Netzwerken ausspionieren zu können, eben diesen Netzwerken vorzuwerfen? Schließlich sind es ja die Benutzer selbst, die ihr Leben mittlerweile in Echtzeit ebendort freiwillig und allem voran selbstätig dokumentieren. Es braucht gar keiner Geheimdienst-Technologie, um aus Portfolio-Bildern gegebenenfalls Standortinformationen zu extrahieren, die von einer Smartphone-App automatisch in den Bildeigenschaften mitliefert werden oder häufig manuell vom Benutzer als Beschreibung ergänzt werden.

Einmal veröffentlich, ist es utopisch, eine Aussage oder Nachricht vollständig aus dem Internet zu entfernen. Zumal das Internet per Definition keine einspurige Autobahn von A nach B ist, sondern ein schier unendliches Netzwerk an Computern und Servern darstellt, auf denen Datenpakete auf ihrer Reise von A nach B zwischengespeichert werden (müssen), bevor sie am Ziel einlangen. Ist die Startposition freilich ein Social-Media Profil, besteht die Chance auf noch schnellere Verbreitung im Netz – durch die sogenannte „Viralität“. Diese ist der effiziente Nachfolger der guten alten Mundpropaganda geworden.

Was im Internet passiert, bleibt im Internet.

Mustererkennungs-Algorithmen versuchen in Echtzeit in vorhandenen Datenbergen auffällige Muster zu entdecken. Wer meint, nichts zu verbergen zu haben, muss hier also noch lange nicht unschuldig aussehen, wie viele Einzelberichte auf der ganzen Welt belegen.

Es hilft nicht viel, dass Datenschutz zum Menschenrecht deklariert wird, wenn die Nutzer sich ihrer Spuren im Netz nicht bewusst sind. Durch Initiative von Einzelnen, wie dem deutschen Politiker Malte Spitz, der 6 Monate seiner Vorratsdaten einklagte und veröffentlichte, sollte uns als Normalbürger die Brisanz der Lage bewusst werden. Während bei Überwachung und Datenanalyse („data mining“) oft nur daran denken „was“ wir inhaltlich schreiben, führt dieser Fall besonders deutlich vor Augen, wie viel Informationen allein schon in sogenannten Metadaten steckt („wann“, „wo“, „wie oft“ wir „mit wem“ kommunizieren).

 

Unser Tipp:
Gehen Sie sorgsam mit ihren persönlichen Daten um. „Das Internet“ kann nur verbreiten, speichern und auswerten, was von Ihnen dort über verschiedene Quellen eingespeist wird. Zumindest jenen Teil, der über Social-Media Plattformen verbreitet wird, können Sie zu einem guten Teil selbst bestimmen. Sollte es beruflich notwendig sein, auf diversen Portalen präsent zu sein, bleibt natürlich stets das Risiko bestehen, dass Freunde und Bekannte etwas über Sie – nicht zwangsläufig in böswilliger Absicht – preisgeben oder in einem Bild der letzten Feier referenzieren.

Wägen Sie stets ab, wohin Sie surfen und auf welche Werbeeinschaltungen Sie klicken, besonders während Sie in diversen Portalen eingeloggt sind. Vergessen Sie beispielsweise darauf, sich aus Facebook auszuloggen, so können Ihre Wege durch das Internet durch entsprechende Facebook-Plugins (die Ihnen natürlich nur das Kommentieren des Inhaltes erleichtern sollen) fast lückenlos nachverfolgt und direkt mit Ihnen als Person konkret verknüpft werden. Selbst wenn Sie sich ausloggen, so müssen Sie auf die datenschutzkonforme Verwendung benannter Plugins der Webseitenbetreiber vertrauen, damit Ihre Daten nicht ohne vorherige Zustimmung an die Betreiber der Netzwerk-Plattformen gesendet werden.

Unser Tipp:
Verlassen Sie sich nicht einzig auf die Stärke Ihrer Verschlüsselung von Nachrichten (Metadaten bleiben nach wie vor ersichtlich!), dem Versprechen von Cloud- und sonstigen Online-Anbietern oder gar den Menschenrechten. Selbst der Einsatz von Anonymisierungsdiensten wie z.B. TOR ist nach jüngsten Entdeckungen nicht mehr der Weisheit letzter Schluss. Die Idee, kritische Daten auf einem gesonderten Computer ohne Internetzugang zu verwahren, ist ebenfalls nicht neu, wenngleich für den durchschnittlichen Internetnutzer eher umständlich durchzuführen und spätestens nach dem Erfolg des Smartphones kaum mehr umsetzbar scheint.

Die einzigen Möglichkeiten, die 100% davor schützen kann, dass Sie Ihre eigenen Informationen veröffentlichen, ist die Abstinenz von Online-Portalen oder der Griff zum Aus-Schalter: bleiben Sie offline. Letztendlich sind wir selbst verantwortlich, welche Informationen wir über uns preisgeben und wie wir mit Informationen anderer umgehen. Genauso wie wir diesen geliebten Menschen erklären (sollten), wie vorsichtig man mit nach wie vor mit Suchergebnissen oder Werbebannern (Stichwort: Malware) umgehen muss, ist es unsere Pflicht, ein Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Daten on- und offline zu schaffen.

Wir wünschen einen guten (Malware-freien) Tag!

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