Warum Spam nervig, Malware aber furchteinflößend ist

  • 13. November 2013
  • 5 min Lesezeit

Spam und Malware vom Standpunkt eines Marketing-Profis aus

 

Warum muss Spam hässlich sein?

Wann haben Sie zuletzt eine gut aussehende, raffinierte unerwünschte E-Mail erhalten? Tatsächlich müsste ich ziemlich in meinem Spam-Ordner wühlen, um ein Beispiel für interessanten, ansprechenden oder durchdachten Spam zu finden. Sie wissen schon, die Art von E-Mails, die Sie als Spam erkannt haben, da Sie ein- und dieselbe Nachricht in all Ihren Konten am gleichen Tag erhalten haben und nicht nur in demjenigen, die Sie zur Anmeldung bei Seiten wie Facebook, Amazon oder Ihrer Online-Banking-Website verwenden.

Ehrlich gesagt habe ich so viel E-Mail-Konten, dass ich manchmal nachdenken muss, mit welcher ich mich wo angemeldet habe. Andere verwenden dagegen nur eine E-Mail-Adresse für alles. Letzten Endes scheinen wir aber alle doch rentable Opfer zu sein. Oder etwa nicht? Nun, ehrlich gesagt, wer von Ihnen wäre versucht, auf einen der folgenden wunderschönen Aufrufe zu klicken?

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Spam zahlt sich aus

Es gibt hier zwei Möglichkeiten: entweder folgen wir der Einladung und erwerben tatsächlich etwas oder es wird so wenig Einkommen aus diesem Spam-Mails generiert, dass der Spammer sich einfach dazu entscheidet, noch mehr Spam zu versenden. Als Marketing-Profi bin ich der Meinung, dass sich das ab einem gewissen Punkt doch auszahlen muss, oder? Werfen wir einmal einen Blick auf ein paar Statistiken, die kürzlich von Eleven Research für das dritte Quartal 2013 veröffentlicht wurden:

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Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl

Am Rande sei angemerkt, dass ich nie so recht verstanden habe, wie manche Spam-Kampagnen jemals überhaupt erfolgreich haben sein können. Ein paar Beispiele aus dem Alltag:

Banking:

Das Erste, was wohl ein durchschnittlich intelligenter Menschen tun würde, wäre wohl, seine Bank anzurufen (oder einen Tweet zu senden) mit der Frage, was denn hier los ist. Ganz zu schweigen davon, dass mehrere E-Mails mit ähnlichem Betreff und ähnlichem Absender innerhalb weniger Stunden wohl sonderlich überzeugend sein sollten.

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Diätpillen:

Falls Sie sich wirklich um Ihr Gewicht sorgen, bestellen Sie nicht irgendwelche Placebo oder sogar schädliche Pillen aus einer offensichtlich unseriösen Quelle. Bewegen Sie sich lieber, gehen Sie laufen oder schwimmen oder was Ihnen sonst so einfällt. Oder stellen Sie vielleicht Ihre Ernährung um. Wie viele Kilometer können Sie in einer Woche schaffen, wenn Sie jedes Mal, dass Ihnen nach Süßigkeiten oder fettigen Speisen gelüstet, eine Runde um Ihr Haus liefen? Da es sich hierbei um ein viel diskutiertes Thema handelt, empfehle ich als weitere Quellen Forschungsergebnisse der Weltgesundheitsorganisation zum Einfluss körperlicher Betätigung im Alltag.

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Pornografie:

Während es interessant sein kann, einen Promi oben ohne zu sehen, würde ich weniger der Einladung folgen, mir eine „heiße Tussi“ oder das „große Gemächt“ eines Fremden anzusehen. Für diese „Bedürfnisse“ gibt es youporn, meine lieben Freunde. Und mit dem Inkognito-Modus in den meisten Browsern heutzutage hinterlässt man noch nicht einmal viele Spuren; die Infektion Ihres Computers mit boshaften Trojanern dagegen können unser digitales Leben grundlegend ruinieren.

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Viagra:

Hierbei gilt ähnliches wie bei Diätpillen, nur dass hier aus vertrieblicher Perspektive noch mehr zu holen, denn mangelnde Libido gilt immer noch als großes Tabu bei vielen.

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Gefälschte Uhren:

Wenn Sie eine günstige Uhr haben möchten, gehen Sie lieber in den Laden an der Ecke. Dort fragt man Sie wenigstens nicht nach Ihren persönlichen Daten.

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Zufallsspam:

Wer klickt denn schon auf eine sinnlose Schlagzeile oder eine, die keinerlei Interesse erweckt?

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Wir könnten endlos weitermachen. Fakt ist: unabhängig von der Art von Produkten, die Sie online kaufen (Pillen, Autos, Ehefrauen…), riskieren Sie beim Handel mit Verkäufern ohne überprüfbare Identität hereingelegt zu werden. Und sind diese Angebote nur halbwegs so dürftig gestaltet wie die Beispiele oben, sollten Sie vor dem Öffnen lieber noch einmal nachdenken.

Als kreative Person, die Werbung im Allgemeinen mag (ist wohl Teil meines Jobs, glaube ich) würde ich nervige Spam-Mails gerne etwas ansprechender oder interessanter zu lesen wissen. Natürlich wird dies niemals geschehen, da Quantität weitaus mehr wiegt als Qualität, was ja in der Natur der Sache bei Spams liegt.

Mein Weihnachtswunsch dieses Jahr: Lieber Spammer, räumt doch einmal eure wahrscheinlich illegal zusammengetragenen Datenbank von Zeit zu Zeit auf, damit ich eure tollen Spam-Mails nicht mehrmals am Tag an die gleiche Adresse erhalte. Ihr seid euch schon bewusst, dass das eurer Konversionsrate schadet, oder? Das Entfernen der Duplikate von E-Mail-Adressen erfordert nur ein paar Codezeilen:

$ sort yourlist.txt | uniq >cleanedlist.txt

Vielleicht öffne ich doch irgendwann eine eurer Nachrichten, die meinem Spam-Filter entgangen sind, da es sich offenbar nicht um die 12. Kopie der gleichen Nachricht handelt. Aber da Spam-Filter immer gründlicher vorgehen, überrascht wenig, dass jemand irgendwann einmal darauf kam, etwas Neues auszuprobieren: Malware.

 

Das Schreckgespenst: Malware

Senden wir doch keine hässlich aussehenden Spam-Mails mehr, sondern eignen wir uns doch direkt ihre persönlichen Daten und/oder ihr Geld an. Was für eine tolle Idee!

Mit Erstaunen hörte ich bei einer Konferenz zur Sicherheit dieses Jahr, wie wenig Geld nötig ist, um eine eigene maßgefertigte Malware zu bekommen, die über ein Botnet verteilt wird, das besseren Kundendienst liefert, als jeder andere Sektor jemals anzubieten in der Lage wäre.

Malware scheint sich ebenso weiterzuentwickeln. Während viele von Ihnen sich bestimmt noch an die lustigen Virenangriffe erinnern, bei denen Ihr Bildschirm entstellt oder Ihr System alle 10 Minuten neu gestartet wurde, sehen wir uns heutzutage mit richtig durchdachter Malware konfrontiert, die sich in atemberaubender Geschwindigkeit weiterentwickelt. Beim Blick auf jüngste Statistiken erkennen Sie, dass diese Zahl jedes Jahr mit schwindelerregender Geschwindigkeit steigt. Hier bei Emsisoft allein sammeln die Malware-Analysten jeden Tag mehr als 200.000 Malware-Samples!

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Mein Tipp: Gehen Sie kein Risiko ein, was die Sicherheit Ihres digitalen Lebens angeht. Ebenso wie Sie Ihren Sicherheitsgurt anlegen, um im Falle eines Unfalls geschützt zu sein, sollten Sie Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz Ihrer digitalen Habe ergreifen. Denken Sie daran: es braucht nur einen Vorfall, um alle Ihre Daten, Ihren digitalen Fußabdruck oder Ihre Glaubwürdigkeit zu zerstören. Aber es kann ein Leben lang dauern, Ihren Ruf wiederherzustellen.

Wir wünschen einen guten (Malware-freien) Tag!

Emsi

Emsi

Emsisoft Gründer und Geschäftsführer. 1998, ich war gerade mal 16, schickte mir einer meiner 'Freunde' eine Datei über ICQ, die unerwarteterweise mein CD-ROM Laufwerk öffnete und mir damit einen riesen Schrecken einjagte. Es war der Beginn meiner Reise im Kampf gegen Trojaner und andere Malware. Meine Story

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