SEPA-Umstellung und Internetbetrug

  • 20. Januar 2014
  • 4 min Lesezeit


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Am 1. Februar 2014 tritt SEPA (Single Euro Payments Area) vollständig in Kraft.  Oder es sollte es zumindest.  Der 1. Februar wurde von der EU als Datum festgelegt, zu dem alle im SEPA-Gebiet befindlichen und arbeitenden Banken ihre Systeme auf die Verwendung der internationalen Kontonummern (IBAN) zur Erleichterung internationaler Transfers umstellen müssen.

Der Wechsel zu IBAN befindet sich seit Jahren in der Mache und sollte bereits bis 2010 vollständig abgeschlossen sein.  Allerdings haben sowohl die Größe des Projekts auf EU-Niveau als auch die Abneigung der EU-Bürger gegen Neues das ganze Vorhaben deutlich verlangsamt.  In den letzten Wochen wurde sogar mit einer Verlängerung der Frist um sechs Monate gerechnet, sodass Überweisungen, die nicht dem IBAN-Format entsprechen, noch bis 1. August 2014 vorgenommen werden könnten.

IBAN stellt einen gewaltigen Schritt für SEPA und den Euro dar.  Aber es bietet ebenso eine enorm große Gelegenheit für Internetbetrug.

SEPA-Betrug via E-Mail

Die Eurozone umfasst 33 Länder, und jeder weiß, dass die Umstellung auf das neue SEPA-Verfahren lange Zeit in Anspruch nimmt.  Dazu gehören Tausende älterer Bürger, die traditionelle Überweisungsarten seit Jahren verwendet haben.  Und natürlich gibt es auf der anderen Seite auch Identitätsdiebe, die auf der Suche nach leichten Opfern sind.

Sehen Sie sich einmal die folgende E-Mail an, die Emsisoft bei der Recherche zur SEPA-Umstellung abfangen konnte:

06.01.2014
SPARKASSE
BERLINER STRASSE 40-41,
10715 BERLIN

Sehr geehrter Kunde,

wie Ihnen wahrscheinlich bekannt ist, tritt ab 01.Februar 2014 das neue SEPA-Zahlungssystem in Kraft.  SEPA (Single Euro Payments Area) ist das neue vereinheitlichte Zahlungssystem, das europaweit gilt. Mit dem neuen SEPA-System werden Überweisungen nicht nur schneller und zuverlässiger, der Zahlungsverkehr wird durch dieses neue System auch sicherer.

Bitte folgen Sie den Anweisungen des unten stehenden Links:

www-sparkasse.de/kundenservice/sepa.abteilung

Nach Vervollständigung dieses Schrittes werden Sie von einem Mitarbeiter
unseres Kundendienstes zum Status Ihres Kontos kontaktiert.

Beim Online-Banking haben Sie per Mausklick alles im Griff!  Mit dem komfortablen Online-Banking Ihrer Sparkasse haben Sie schnellen und
problemlosen Zugang zu Ihrem Girokonto und erledigen Überweisungen und
Daueraufträge bequem per Mausklick. Das Online-Banking bietet aber noch viele weitere Vorteile.

DIE VORTEILE DES ONLINE-BANKINGS AUF EINEN BLICK:

– Kontozugang rund um die Uhr
– Schneller Zugriff aufs Girokonto
– Online-Banking bequem vom PC aus
– Flexibel in jedem Winkel der Welt
– Übersichtliche Kontoführung
– Hohe Sicherheitsstandards
– Online-Banking ist kombinierbar mit Telefon-Banking

Um diese Dienste weiterhin problemlos nutzen zu können, führen Sie bitte das
Update zur SEPA-Umstellung so schnell wie möglich durch.

Mit freundlichen Grüßen,
Online-Banking-Abteilung
SPARKASSE

 

Bei dieser E-Mail, die sich die SEPA-Umstellung zu Nutze macht, handelt es sich um einen klaren Betrugsversuch!  Ein Klick auf den Link führt Sie auf eine augenscheinlich normale Bankenwebsite. Dies verleitet viele arglose Nutzer dazu,  ihre Zugangsdaten einzugeben, die dann in die Hände von Identitätsdieben fallen.

So verhindern Sie Betrügereien

Indem sie sich an ein in der Öffentlichkeit weithin beworbenes Ereignis wie die SEPA-Umstellung anhängen, können Betrüger sich ohne Weiteres Zugang zu einigen Konten sichern.  Für viele Menschen, die noch die SEPA-Umstellung vornehmen müssen, ist bereits die Verwendung eines Computers ein größeres Unterfangen, ganz zu schweigen davon, E-Mail-Betrügereien zu erkennen.  Darüber hinaus haben ältere Bürger, die sich der Umstellung nur zögerlich öffnen, meist auch höhere Ersparnisse.

Die betrügerische Nachricht von der „SPARKASSE“ ähnelt wohl einer der vielen, die vermehrt zu finden sein werden, je näher der 1. Februar rückt.  Am besten behandeln Sie jede derartige E-Mail, indem Sie einfach gar nicht darauf reagieren.  Keine vertrauenswürdige Bank würde jemals per E-Mail nach Ihren Zugangsdaten fragen, und selbst wenn jemand noch nach Kenntnisstand der Bank die SEPA-Umstellung vornehmen müsste, sollte man die notwendigen Schritte persönlich oder per Telefon einleiten.

Aktuelle Ereignisse als Vorwand zu missbrauchen, ist eine clevere Art und Weise, Verbrechen zu begehen.  In den kommenden Wochen sollte eine Zunahme derartiger Täuschungsversuche nicht überraschen.  Als Beispiel sei hier der Datenklau in den Target-Shops in Nordamerika erwähnt.  Falls Sie oder ein Bekannter zu den mittlerweile mehr als 110 Millionen Opfern gehören, wird sich wohl Ihr Kreditkartenanbieter bei Ihnen mit Vorschlägen zur Prävention melden.  Aber wie kann man überhaupt erkennen, dass es sich bei Nachrichten um keine Fälschungen handelt?  Was steht zwischen Ihnen und dem nächsten Betrugsversuch?  Ist Massen-Online-Banking gefährlicher als nützlicher?  Und wird SEPA jemals vollständig Einzug halten?

Dies sind alles wichtige Themen für jeden Computernutzer!

Was die SEPA-Umstellung angeht, so werden wir abwarten müssen, ob diese bis 1. August vollständig abgeschlossen ist oder ob die Frist noch einmal verschoben wird – und somit die Möglichkeit für Identitätsdiebstahl solange weiterbesteht.

Emsi

Emsi

Emsisoft Gründer und Geschäftsführer. 1998, ich war gerade mal 16, schickte mir einer meiner 'Freunde' eine Datei über ICQ, die unerwarteterweise mein CD-ROM Laufwerk öffnete und mir damit einen riesen Schrecken einjagte. Es war der Beginn meiner Reise im Kampf gegen Trojaner und andere Malware. Meine Story

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